Rasseportrait Berger de Picardie: Der Raue aus dem Norden Frankreichs
Im Gegensatz zu seinen Arbeitsgefährten Beauceron und Briard kann man dem Namen des Berger de Picardie tatsächlich seinen Ursprung entnehmen: Die Picardie, eine der nördlichsten Regionen Frankreichs, formt die Heimat dieser eigensinnigen und rustikalen Hirtenhunde. Mit seinem zotteligen Fell trotzt der Picard dem rauen, maritimen Wetter des französischen Nordens problemlos und ist dem Hirten auch im dicksten Nebel ein treuer Begleiter. Und obwohl der Berger de Picardie der ursprünglichste der französischen Hirtenhunde ist, ist er heute gleichzeitig auch der unbekannteste.
Rasse-Steckbrief Berger de Picardie
• Name: Berger de Picardie (Picard)
• Ursprung: Frankreich
• Verwendung: Schäferhund
• Wesen: Lebhaft und aufgeweckt, lernfähig, intelligent, dabei sehr eigenwillig
• Widerristhöhe: Rüden 60-65 cm, Hündinnen 55-60 cm
• Gewicht: 23 – 32 kg
FCI-Klassifikation
• Standardnummer: 176
• Gruppe 1 Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
• Sektion 1 Schäferhunde. Mit Arbeitsprüfung.
Geschichte und Herkunft des Berger de Picardie
Obwohl in verschiedenen Teilen Nordwesteuropas rauhaarige Vertreter von Hirtenhunden anzutreffen waren, entstammt der Berger de Picardie vermutlich einem lokalen Schäferhundschlag der gleichnamigen französischen Region, der Picardie. Die dort ansässigen Hirten benötigten einen rustikalen Hund, der dem rauen Klima des Nordens trotzt und bei jedem Wetter gewissenhaft seine Arbeit erledigt. Leider sank der Bestand dieser seltenen Hunde im Laufe des ersten Weltkriegs drastisch auf eine kleine Zahl an Exemplaren, sodass der Berger de Picardie beinahe ausgestorben wäre. Auf Ausstellungen blieb dem Picard zunächst jede Anerkennung verweigert. Erst durch den Ehrgeiz und engagierten Einsatz einiger Züchter und Rasseliebhaber – zu nennen sind hier insbesondere Fontaines, Mégnin und Tournemine – gelang es im Januar 1925 eine Anerkennung der Rasse bei der Fédération Cynologique Internationale (FCI) zu erhalten und damit den Fortbestand der Hunde bis heute zu sichern. Und obwohl die Rasse während des zweiten Weltkriegs einen weiteren schweren Niederschlag erlitt und sich nur schwer erholte – im Jahr 1957 gab es beispielsweise nur noch einen Zuchtverein für den Berger de Picardie – haben sich die Zahlen bis heute langsam aber stetig erholt, obwohl die Bekanntheit und Verbreitung des Picard noch immer weit hinter seinen Namensvettern Beauceron und Briard liegt.
Wesen des Berger de Picardie
Ein altes französisches Sprichwort besagt „Wie der Herr, so auch der Hund“. Bedenkt man, dass der Berger de Picardie aus dem kühlen und rauen französischen Norden stammt, dessen Einheimische dem Klischee nach allem Fremden stets argwöhnisch und misstrauisch begegnen, so trifft dieses Sprichwort auf den Picard sicherlich zu. Die Hunde sind äußerst eigensinnig und beizeiten störrisch. Fremdem begegnen sie mit eben jener misstrauischen Kühle, sind dabei jedoch niemals unnötig aggressiv, ängstlich oder unsicher. Im Grunde ist der Picard ein sehr ausgeglichener Hund. Blickt man hinter diese oftmals zunächst „raubeinige Fassade“ erkennt man im Picard einen loyalen Begleiter und angenehmen Mitbewohner, der sich eng an seine vertraute Familie bindet. Als Hirtenhund ist der Picard dabei vielseitig einsetzbar – wenn er denn ausreichend motiviert wird. Zwar ist der Picard äußerst intelligent und lernfähig, nicht immer jedoch auch lernwillig. Auf ihre eigene Art sind die charmanten Charakter-Hunde damit echte Entertainer, die es wissen, ihre Halter im Alltag bis an die Grenzen der Geduld zu bringen. Mit der nötigen Portion Humor, machen jedoch gerade diese eigenwillig-sture Art und angeborene Rustikalität der Hunde den Picard für seine Liebhaber so einzigartig und liebenswert.
Haltung und Erziehung des Berger de Picardie
Die rauen Hunde bringen eine gehörige Portion Eigensinn und Selbstständigkeit mit, welche die Erziehung des Picard nicht gerade unkompliziert machen – der Picard hört meist nur, wenn er hören möchte. Wer genügend Humor, Geduld und Leidenschaft für die Eigenheiten dieser Rasse mitbringt oder die Herausforderung in der Erziehung dieser charakterstarken Hunde sucht, der kann sich mit dem Picard durchaus einen liebenswerten und treuen Begleiter für alle Lagen heranziehen. Den engen Anschluss an seine Familie genießt der Picard dabei sehr und nimmt gemäß seines Ursprungs auch die Aufgabe als gewissenhafter Wächter des Hauses ernst. Aufgrund seiner natürlichen Bewegungsfreude und Vielseitigkeit ist der Picard zudem für die verschiedensten Sportarten geeignet – wenn er sich dann noch liebevoll dazu "überreden" lässt, ist er auch mit viel Freude und Eifer dabei!
Wussten Sie schon?
Ein charakteristisches Merkmal des Berger de Picardie ist seine "Griffonage" (frz. "griffonner" = "kritzeln"). Dieser Begriff bezeichnet das üppige bartähnliche Fell an Fang und Brauen der Hunde.